logo
de
Zurück zu Alle Neuigkeiten

Wer stoppt Aronian?

February 22, 2023

Eine Vorentscheidung im WR Chess Masters bedeutet Levon Aronians Sieg in der fünften Runde noch nicht, aber der 40-Jährige ist jetzt der klare Favorit auf den Turniergewinn. Nach seinem vollen Punkt gegen Anish Giri führt Aronian die Tabelle mit vier Punkten aus fünf Partien an, einen Zähler vor Wesley So und Gukesh mit jeweils drei. Mit seinem dritten Sieg im Turnier hat sich Aronian zurück in die Top 10 der Welt gekämpft (Live-Rangliste).

WR Chess Masters 2023 – Runde 5
Wer so gut ist wie Anish Giri und Levon Aronian, der braucht kein Brett, um die Partie zu besprechen. | Foto: Lennart Ootes

Anish Giri hatte Aronian in der Eröffnung überrascht: Berliner Verteidigung statt des Offenen Spaniers, den Aronian erwartet hatte. Vielleicht waren es seine vier unentschiedenen Partien bislang, die Giri im 21. Zug verlockten, die Lage zu verschärfen, anstatt in ein übersichtliches, kaum gefährliches Endspiel zu vereinfachen? In der Folge geriet der Weltranglistenfünfte unter Druck und musste schließlich gar zulassen, dass Aronian zwei Türme auf seiner siebten Reihe verdoppelte. Das konnte nicht gutgehen.

Vincent Keymer war der zweite Sieger des Tages. Nach 17 sieglosen Superturnier-Partien in Wijk aan Zee und Düsseldorf war ihm in der 18. ein voller Punkt vergönnt. Keymer muss nun nicht länger die rote Laterne tragen, zumindest nicht alleine. Er ist jetzt Teil eines Quintetts mit zwei Punkten aus fünf Partien. Nach 0,5 Punkten aus den vergangenen drei Partien gehört nun auch Nodirbek Abdusattorov dazu.

Der kritische Zug der Partie: Abdusattorov hätte 23…Lxb4 spielen können, wahrscheinlich wäre nichts für ihn angebrannt. Aber er widerstand nicht der Versuchung, Vincent Keymer per 23…Lb6 zu 24.b5 einzuladen, was nur scheinbar den Läufer c6 gewinnt. Abdusattorov hatte 24…Te6!(-h6) mit gewaltigem schwarzen Angriff geplant.Der kritische Zug der Partie: Abdusattorov hätte 23…Lxb4 spielen können, wahrscheinlich wäre nichts für ihn angebrannt. Aber er widerstand nicht der Versuchung, Vincent Keymer per 23…Lb6 zu 24.b5 einzuladen, was nur scheinbar den Läufer c6 gewinnt. Abdusattorov hatte 24…Te6!(-h6) mit gewaltigem schwarzen Angriff geplant.

In der Partie der beiden besten 18-Jährigen der Welt trug Abdusattorov seinen Teil dazu bei, dass es ein sehenswertes Gefecht wurde. Ob sein Bauernopfer in der Eröffnung Improvisation war oder Vorbereitung, ist ungeklärt. "Ich habe es ihm jedenfalls nicht geglaubt", erzählte Keymer nach der Partie.

Trotz des Keymerschen Unglaubens sollte Abdusattorov starkes Spiel gegen den weißen Königsflügel aufziehen. Aber dann erlag er der Verlockung eines Scheinfigurenopfers für weiteren Angriff, anstatt die Partie in ruhiges, für Schwarz womöglich sogar leicht vorteilhaftes Fahrwasser zu überführen. Als Abdusattorov schließlich noch einen Turm in die weiße Rochadestellung knallte, fand Keymer, es sei "fast ein Wunder, dass ich nicht matt werde, so gefährlich sieht das aus". Alle schwarzen Figuren seien perfekt aufgestellt, allein: "Er hat leider zu wenige davon."  

WR Chess Masters 2023 – Runde 5
Der Keymer-Stare, mittlerweile ein Markenzeichen des zweitbesten 18-Jährigen der Welt. | Foto: Lennart Ootes

Für Praggnanandhaa gab es einen sehr guten Grund, die Partie gegen Jan-Krzysztof Duda früh zu beenden. Seine Schwester Vaishali spielte am Dienstagnachmittag in der Pro Chess League für ihr Team "Indian Yogis" gegen die "Canada Chessbrahs". Und in deren Reihen wirkte ein gewisser Magnus Carlsen mit. Wer würde nicht gerne seiner Schwester live bei einem Match gegen den Weltmeister zuschauen?

Unglücklicherweise schien die Partie geradewegs auf ein Schwerfigurenendspiel zuzusteuern, das für den Inder eine Gelegenheit bieten könnte, seine Lust am ausgiebigen Kneten kleiner Vorteile zu zelebrieren. Aber dazu kam es dann doch nicht. Ein überhasteter Vorstoß Pragg’s am Königsflügel gab Duda das Gegenspiel, das er brauchte, um die Partie in der Waage zu halten und noch vor dem 40. Zug eine Zugwiederholung zu erzwingen.

Pragg hat nun zwei Gründe, mit seiner fünften Runde unzufrieden zu sein. Gegen Duda hätte er länger Druck machen und eventuell mehr rausholen können. Und Vaishali vs. Carlsen musste er sich trotzdem in der Aufzeichnung anschauen.

WR Chess Masters 2023 – Runde 5
Die Tür zum Turniersieg ist für Jan-Krzysztof Duda noch nicht zu, aber mit 2 Punkten aus 5 Partien muss er sich gewaltig spurten, will er am Ende oben stehen. | Foto: Lennart Ootes

Der angehende WM-Finalist Ian Nepomniachtchi hat es nicht vermocht, am Ruhe-Montag Schwung für alles Weitere zu holen. Nepos Remisserie setzte sich fort, und damit muss er sogar zufrieden sein. Mit den schwarzen Steinen gelang es seinem Gegner Gukesh, den Weltranglistenzweiten aus einer symmetrischen, ausgeglichenen Position heraus zu überspielen.

Nepomniachtchi kann aus dieser Begegnung immerhin mitnehmen, dass er sie gehalten hat. Als er sich mit einem Minusbauern in einem äußerst kritischen Endspiel wiederfand, raffte sich Nepomniachtchi zu einer präzisen Verteidigungsleistung auf und rettete wenigsten einen halben Punkt.

WR Chess Masters 2023 – Runde 5
Mit einem halben Punkt davongekommen: Ian Nepomniachtchi ist noch nicht in WM-Form. | Foto: Lennart Ootes

Zwischen Andrey Esipenko und Wesley So war in der fünften Runde nicht viel los. Esipenko fand, er habe mit Weiß nichts rausgeholt, und So fand, ein Remis mit Schwarz sei ein ordentliches Ergebnis. Die beiden wiederholten die Züge, nach 22 Zügen war die Partie remis.

Video zu Runde 5:

Zurück zu Alle Neuigkeiten