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Levon Aronian, der Drachentöter (Runde 3)

February 18, 2023

Mit einem strategischen Meisterstück hat sich Levon Aronian an die Spitze des Feldes beim WR Chess Masters gesetzt. Dem sizilianischen Drachen von Nodirbek Abdusattorov gab Aronian keine Gelegenheit, Feuer zu speien. Schon ausgangs der Eröffnung hatte der US-Armenier mit den weißen Steinen die Partie in ein für Schwarz perspektivloses Endspiel überführt.

Mit 2,5 Punkten aus 3 Partien führt der Turniersenior Levon Aronian (40) die Tabelle an. | Foto: Lennart Ootes
Mit 2,5 Punkten aus 3 Partien führt der Turniersenior Levon Aronian (40) die Tabelle an. | Foto: Lennart Ootes

Im Live-Stream offenbarte Levon Aronian das Geheimnis seiner Spielfreude: Er schaue sich gerade im Fernsehen eine "deprimierende" Fernsehserie von 1979 an, "Berlin Alexanderplatz" an. Die Handlung im Berlin der 1920er-Jahre sei derart traurig, "dass es mich glücklich macht, sobald ich wieder am Brett sitzen kann. Alles ist dann ganz wunderbar." Und das wirke sich offenbar auf seine Partien aus.

Im Erscheinungsjahr 1980 ein Skandal und der Zeit voraus, mittlerweile ein anerkanntes Meisterwerk: Berlin Alexanderplatz von Rainer Werner Fassbinder, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Alfred Döblin.Im Erscheinungsjahr 1980 ein Skandal und der Zeit voraus, mittlerweile ein anerkanntes Meisterwerk: Berlin Alexanderplatz von Rainer Werner Fassbinder, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Alfred Döblin.

Mit 2,5 Punkten aus 3 Partien liegt der armenische US-Großmeister nun alleine vorne. Das andere Ende der Tabelle ziert der einzige Spieler, der in der Lage war, Aronian einen halben Punkt abzuknöpfen. Vincent Keymer hat nach seiner Drittrundenniederlage gegen Praggnanandhaa nur diesen halben Punkt auf dem Konto.

"Pragg" hingegen hat die Serie von zwei Niederlagen mit einem vollen Punkt gestoppt – und mit was für einem. Nachdem Keymer ausgangs einer spanischen Eröffnung eine gute Gelegenheit verpasst hatte, Gegenspiel aufzuziehen und die Partie vollends auszugleichen, geriet er nach und nach in einen Königsangriff, der bald nicht mehr zu stoppen war. "Mit einem Punkt auf der Anzeigetafel zu stehen, ist natürlich eine gute Sache", freute sich der Inder.

Das neben Aronian-Abdusattorov andere Duell von Spielern mit 1,5 Punkten aus zwei Partien, Wesley So vs. Gukesh, fand keinen Sieger. Gegen das angenommene Damengambit Gukeshs schien der Supertechniker So eine Stellung nach seinem Geschmack zu bekommen – etwas mehr Raum, etwas mehr Aktivität – doch zeigte sich, dass nichts Greifbares zu holen war. Schon nach 33 Zügen stand ein symmetrisches Endspiel mit 3 vs. 3 Bauern am Königsflügel auf dem Brett, und die Gegner einigten sich auf Remis. So und Gukesh teilen sich jetzt mit jeweils 2 Punkten aus 3 Partien den zweiten Platz im Ranking.

WR Chess Masters 2023
Was soll ich machen: Vincent Keymer und Praggnanandhaa bei der Nachbesprechung ihrer Partie. | Foto: Lennart Ootes

Der nominelle Turnierfavorit Ian Nepomniachtchi kommt zumindest im ersten Turnierdrittel nicht recht in Fahrt. In einer englischen Partie gegen Wijk-Sieger Anish Giri – Nummer zwei gegen Nummer fünf der Welt – musste der kommende WM-Finalist mit den weißen Steinen sogar aufpassen, nicht substanziell in Nachteil zu geraten. Auch hier löste sich um den 30. Zug die Angelegenheit in Wohlgefallen bzw. ein Turmendspiel auf, in dem für beide Seiten nichts mehr zu holen war.


Drei Partien, drei Remis: Anish Giri, solide. | Foto: Lennart Ootes
Drei Partien, drei Remis: Anish Giri, solide. | Foto: Lennart Ootes

Jan-Krzysztof Duda sah sich mit Schwarz gegen Andrey Esipenko zum zweiten Mal im Turnier mit einer katalanischen Eröffnung konfrontiert. Das Missgeschick aus der ersten Runde, als er gegen Wesley So in eine bekannte Falle getappt war, vermied er diesmal. Trotzdem sah es zwischenzeitlich kritisch aus. Während Dudas Dame im Abseits keiner erkennbaren Aufgabe nachging, schien sich über seinem Königsflügel ein Sturm zusammenzubrauen. Doch alle Sorgen der polnischen Beobachter um ihre Nummer eins waren unbegründet. Esipenko gelang nicht mehr, als ein Endspiel mit einem allenfalls symbolischen Vorteil zu erreichen. Nach 44 Zügen schlossen die Kontrahenten Frieden.

Black is okay: Gukesh ließ gegen Wesley So nichts anbrennen.
Black is okay: Gukesh ließ gegen Wesley So nichts anbrennen.

Video zu Runde 4:

Interviews nach der dritten Runde:

Analysen Runde 3:

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