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Gukesh holt Aronian ein, Nepo bricht die Serie (Runde 7)

February 23, 2023

Gukesh hat zu Levon Aronian aufgeschlossen. Nach einem Schwarzsieg über Andrey Esipenko in der siebten Runde des WR Chess Masters teilt sich der jüngste Teilnehmer jetzt mit 4,5 Punkten die Tabellenspitze mit dem ältesten. In der neunten und letzten Runde werden beide aufeinandertreffen, potenziell ein Showdown um den Turniersieg.

WR Chess Masters 2023 – Runde 7
Auf dem Weg zum Showdown um den Turniersieg? Gukesh, doppelt. | Foto: Lennart Ootes

Aronian unterlag Ian Nepomniachtchi, dem es gelang, seine Serie von unentschiedenen Partien zu unterbrechen. Mit vier Punkten aus sieben ist der kommende WM-Finalist den beiden Führenden auf den Fersen und selbst in einer guten Position, das Turnier zu gewinnen.

Levon Aronians Dame hatte sich auf dem nach ihr benannten Flügel ohne erkennbare Aufgabe und ohne schnellen Weg zurück ein wenig verlaufen, ein Grund, warum Nepomniachtchi früh mit seiner Stellung zufrieden war. Allein: Er hatte viel Zeit verbraucht. Andererseits bot ihm die exponierte Stellung der gegnerischen Dame die Gelegenheit, diese hin- und herzuscheuchen und auf diese Weise Züge zu wiederholen, ohne die Stellung zu verändern.

Nach dem ersten Hin und Her rief Aronian plötzlich Schiedsrichter Gregor Johann ans Brett und reklamierte Remis wegen dreifacher Stellungwiederholung. Aber Aronian hatte sich verzählt. Johann ließ weiterspielen.

WR Chess Masters 2023 – Runde 7
Als Ian Nepomniachtchi klar wurde, wie gerne Levon Aronian ein Remis wollte, beschloss er weiterzuspielen und wurde belohnt. | Foto: Lennart Ootes

"Als Levon sogar den Schiedsrichter holte, um ein Remis zu bekommen, habe ich gesehen, wie groß sein Remiswunsch war", erklärte Nepomniachtchi nach der Partie. Und er benannte ein weiteres Argument, die Partie fortzusetzen: "So viele klassische Partien habe ich vor dem WM-Kampf nicht mehr. Ich sollte sie nutzen."

Und wie er sie nutzte. Mit der weißen Dame am anderen Flügel ausgesperrt, ließ Nepomniachtchi einen Angriff gegen den unterverteidigten weißen König vom Stapel. Nach und nach gelang es ihm, immer mehr Kräfte gegen Aronians Monarchen in Stellung zu bringen. Nachdem Aronian die eine oder andere Gelegenheit, Gegenspiel aufzuziehen, verpasst hatte, wurde die schwarze Initiative unwiederstehlich.

WR Chess Masters 2023 – Runde 7
Formulartausch: Am Brett hatte ein Formular gelegen, das bei Zug 61 beginnt, nicht bei Zug 1. Schiedsrichterin Thsepiso Lopang korrigierte die Angelegenheit. | Foto: Lennart Ootes

Der zweiten Schwarzsieg nicht nur der Runde, sondern des Turniers gelang Gukesh, obwohl es danach anfangs gar nicht ausgesehen hatte. In einem katalanischen Gambit war der Inder früh auf sich gestellt – anders als sein Gegner Andrey Esipenko.

"Er ist vorbereitet, das ist wahrscheinlich ziemlich gefährlich für mich", ging Gukesh während der Eröffnung auf. "Aber ich bin stolz darauf, was ich dann am Brett gefunden habe": ein eigentlich abseitiger Springerzug, der auf den ersten Blick schrecklich aussah, aber unter diesen konkreten Umständen taktisch und strategisch gerechtfertigt war.

Trotzdem sah es danach aus, als organisiere Esipenko nach und nach einen erfolgversprechenden Königsangriff. Aber Gukesh wehrte kühl ab was kam, und er spielte ja auf der anderen Seite des Brettes immer noch mit dem Mehrbauern, den Esipenko zu Beginn der Partie geopfert hatte. Der weiße Angriff versandete, und der schwarze Konter schlug bald durch.

Für den Marathon des Tages sorgten Wesley So und Praggnanandhaa. Über sieben Stunden drückte So mit den schwarzen Steinen auf den vollen Punkt. Der Inder verteidigte sich im Turmendspiel makellos, bis nach 82 Zügen jeweils nur noch ein Turm auf dem Brett stand.

Die spektakulärste Partie des Tages schienen Nodirbek Abdusattorov und Jan-Krzysztof Duda zu spielen. Schon im siebten Zug musste der schwarze König nach g6 ins offene Feld flüchten, dafür schnappte sich einen Zug später ein schwarzer Springer auf h1 einen weißen Turm. Aber was wild und kaum durchschaubar aussah, war beiden Akteuren bekannt. Beide hatten sich auf ein seltenes Abspiel des Steinitz-Angriffs in der Russischen Verteidigung eingelassen, und beide wussten genau, was sie taten. Das Spektakel verflachte bald in ein etwa ausgeglichenes Endspiel.

WR Chess Masters 2023 – Runde 7
Bauer c4? Sebastian Siebrecht leistet der Düsseldorfer Sportdezernentin Britta Zur Orientierungshilfe für das Ausführen des feierlichen Eröffnungszuges. | Foto: Lennart Ootes

Ein solches hatten sehr früh auch Vincent Keymer und Anish Giri auf dem Brett. Keymer reklamierte den Mehrbesitz eines Bauern für sich, Giri größere Aktivität und die bessere Struktur. Im Ergebnis war das ausgeglichen.     

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Video zu Runde 7:

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