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Praggnanandhaa!

August 27, 2023

Vier Matches, vier Siege. Team "WR Chess" hat seinen Lauf bei der FIDE-Rapid-Team-Weltmeisterschaft in Düsseldorf fortgesetzt. Am zweiten Tag, an dem es gegen die Mitfavoriten ging, war es zuweilen knapp, aber stets erfolgreich. Nach zwei von drei Turniertagen und acht von zwölf Runden führt das Team jetzt mit drei Punkten Vorsprung die Tabelle an. Der Weltmeistertitel ist greifbar.

FIDE-Rapid-Team-Weltmeisterschaft in Düsseldorf
Exweltmeister Viswanathan Anand hat Schach in Indien zum Volkssport gemacht. Millionen haben jetzt in Indien gebannt verfolgt, wie Praggnanandhaa sich im World Cup bis ins Finale gegen Magnus Carlsen kämpfte. In Düsseldorf durfte Pragg am ersten Tag aussetzen und sich erholen. Am zweiten musste er ran – und lieferte. | Foto: Lennart Ootes/WR Chess

Runde 5

WR Chess vs. Freedom 5:1

Praggnanandhaa! Der Siegeszug des 18-Jährigen im World Cup in Baku hat in seiner indischen Heimat eine neue Welle der Schachbegeisterung ausgelöst. Nach dem vierwöchigen Schachmarathon ist "Pragg" nicht nach Hause gefahren. Er hat sich dem Tross der Schachfreunde angeschlossen, die nach dem World Cup nach Düsseldorf reisten.

32…Sde3!32…Sde3!

Gleichwohl musste Team "WR Chess" am ersten Tag der Rapid-Team-WM ohne ihn auskommen. Coach Jan Gustafsson hatte entschieden, Praggnanandhaa nach den Strapazen der vergangenen Wochen zum Auftakt einen Ruhetag zu gönnen. Nun, am wichtigen zweiten Turniertag, an dem das WR-Team die Mitfavoriten erwartete, kam er zum Einsatz. Und lieferte.

Zweifellos war Team "Freedom" unter den Mitfavoriten einzuordnen: Exweltmeister Anand, Schnellschachexperte Dubov und nicht zuletzt Vidit, der ebenfalls auf einen starken World Cup zurückschaut. Nicht nur siegte Team WR und hielt damit einen Konkurrenten auf Distanz, obendrein gelang ein 5:1-Kantersieg, nach dem sich bis in die hintersten Winkel der Schachwelt herumgesprochen haben sollte, dass der Weg zu Gold bei dieser WM über das Team WR Chess führt.

Mit zwei Unentschieden hatten Ian Nepomniachtchi und Wesley So den Reigen ganz unverdächtig eröffnet. Hou Yifan, Praggnanandhaa, Jan-Krzysztof Duda und Wadim Rosenstein ließen Siege folgen.

FIDE-Rapid-Team-Weltmeisterschaft in Düsseldorf
Coach Jan Gustafsson lässt seine Großmeister rotieren. So ergibt sich nicht nur für Ian Nepomniachtchi die eine oder andere Ruhepause. | Foto: Lennart Ootes/WR Chess

Runde 6

WR Chess vs. MGD1 3,5:2,5

Das zweite Match des Tages gegen einen Mitfavoriten lief schon eher den Kräfteverhältnissen entsprechend. "MGD1", eine Indien-Auswahl, war ein Gegner auf Augenhöhe. Das galt auch fürs U2000-Brett, wo den prächtig in Schwung gekommenen Wadim Rosenstein eine Niederlage ereilte. Als Alexandra Kosteniuk gegen Harika Dronavalli einer frühen Zugwiederholung nicht ausweichen konnte, mussten es beim Stande von 0,5:1,5 die Supergroßmeister an den ersten vier Brettern unter sich ausmachen.

FIDE-Rapid-Team-Weltmeisterschaft in Düsseldorf
Hou Yifan und Alexandra Kosteniuk erweisen sich als Teamplayer: Gemeinsam bereiten sie sich auf die Partien vor, und dann fegt Hou Yifan mit den weißen Steinen jede Gegnerin vom Brett, während Kosteniuk mit den schwarzen unbezwingbar ist. | Foto: Lennart Ootes/WR Chess

Nachdem Jan-Krzysztof Duda in einer schwungvoll vorgetragenen Schwarzpartie den Gleichstand sichergestellt hatte, war es auf den verbleibenden Brettern eine Frage der Endspielkunst – und äußerst knapp. Wiederum Praggnanandhaa und Nodirbek Abdusattorov verbuchten die entscheidenden Punkte.

Runde 7

WR Chess vs. Germany and friends 3,5:2,5

"Das wird kein Picknick", orakelte Almira Skripchenko vor dem Match des Tabellenführers gegen "Germany and friends", ein Team, das im Wesentlichen von der deutschen Nationalmannschaft gebildet wird – mit einer Ausnahme: Vincent Keymer, Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft, spielt im WR-Team am vierten Brett. Und sollte dort seinem Nationalmannschafts- und langjährigen Bundesliga-Vereinskollegen Dmitrij Kollars unterliegen.

FIDE-Rapid-Team-Weltmeisterschaft in Düsseldorf
Jan-Krzysztof Duda und Hou Yifan verfolgen das wilde Duell zwischen Wesley So und Alexander Donchenko. | Foto: Lennart Ootes/WR Chess

Statt eines Picknicks entwickelte sich ein knapper Kampf, dessen spektakulärste Partie am ersten Brett zu sehen war, wo sich Wesley So nach einem Figurenopfer von Alexander Donchenko eines starken Königsangriffs erwehren musste. Die WR-Nummer-eins rettete sich in ein Remis. Als sich an fünf Brettern der Pulverdampf verzogen hatte, stand es 2,5:2,5.

Blübaum vs. Abdusattorov, die Schlussstellung.Blübaum vs. Abdusattorov, die Schlussstellung.

Nodirbek Abdusattorov avancierte zum Matchwinner. In einem verwickelten Schwerfiigurenendspiel triumphierte er über Matthias Blübaum. Die Schlussstellung ist sehenswert: zwei Damen gegen zwei Türme auf dem Brett, ein seltener Anblick im Turnierschach.

Runde 8

WR Chess vs. Kompetenzakademie Allstars 5,5:0,5

Gäbe es Manfred Schneider nicht, Wadim Rosenstein wäre womöglich kein Vereinsspieler geworden, und er würde heute nicht das Schach als Sponsor unterstützen und es mit seinen Ideen bereichern.

Schneider hat vor 20 Jahren am Koblenzer Gymnasium in Düsseldorf die Schach-AG betreut. Einer seiner Schützlinge: Wadim Rosenstein. Schneider lotste das Schachtalent aus seiner Schulschachgruppe zum SC Baumberg, dem ersten Verein des heutigen CEOs der WR-Gruppe.

Als Dankeschön hat Rosenstein Schneider und seinem einstigen Schachmentor Rainer Becker ermöglicht, bei der Rapid-Team-WM in einer Mannschaft mit einigen der besten Großmeister der Welt zu spielen. Schneider und Becker bilden unter anderem mit Fabiano Caruana und Levon Aronian die "Kompetenzakademie Allstars". Und die galten nominell durchaus als Kandidat, die Siegesserie des WR-Teams zu stoppen.

FIDE-Rapid-Team-Weltmeisterschaft in Düsseldorf
Alte Bekannte: Wadim Rosenstein gegen Manfred Schneider. Rainer Becker (2.v.r.) fungiert als Kapitän der Kompetenzakamdemie Allstars. | Foto: Lennart Ootes/WR Chess

Das Schicksal wollte es, dass am U2000-Brett Rosenstein und Schneider aufeinandertrafen. Rosenstein triumphierte am Ende eines verwickelten Kampfes, bei weitem nicht der einzige Sieg des WR-Teams, dessen Sieg schon fast festgestanden hatte, als Jan-Krzysztof Duda gegen Gukesh das 3:0 erzielte. Eine brillante Verteidigungsleistung krönte der Pole mit einem energisch vorgetragenen Konter. Nur Nodirbek Abdusattorov, remis gegen Caruana, sollte einen halben Punkt abgeben.

Praggnanandhaa setzt derweil sein Schachmärchen fort. Viermal setzte ihn Coach Gustafsson am zweiten Spieltag ein, und der WM-Kandidat bedankte sich mit vier vollen Punkten. Gustafsson: "Er macht einfach immer weiter. Fantastisch, diese Jungs."

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